In 8 Tagen nach Stockholm

Die Reise: “ In 80 Tagen um die Welt“ ist es nicht, von der die Crew der SY Ruden erzählen möchte, vielleicht aber so interessant  wie der berühmte Roman von Jules Verne.

Ein Törn an Schwedens Ostküste – was für ein Erlebnis! Es gibt wohl ein kaum schöneres, vielfältiges Fahrtenrevier. Bereits im Süden, im Bleckinge- Schärengarten zwischen Karlshamn und Karlskrona,  laden idyllische kleine Häfen und romantische Ankerplätze zum Verweilen ein.  Das gilt auch für die “ Blä Kusten“, die Blaue Küste mit dem beliebten Schärengarten, die sich zwischen Oskarshamn und Stockholm über rund 200 Seemeilen erstreckt.

Zu Beginn steht immer eine Idee, ein Traum, ein Ziel. Geplant war diese Reise schon für das Jahr 2008. Leider war der Wind vor 2 Jahren nicht auf unserer Seite und wir mussten unser Ziel aus den Augen verlieren.

Zu unserem Glück sollte es in diesem Jahr besser für uns laufen. Am 12.7.10 ließen  wir Ueckermünde hinter uns. Wer sich noch an die Sommertage erinnert, weiß, dass alle in Deutschland schwitzten. Sogar auf dem Wasser brachte der Wind kaum Abkühlung.  Für uns kam er zum Glück aus der richtigen Richtung. Bei südlichen Winden hieß es  an den nächsten Tagen: “ Zeigt eure bunten Vorsegel!“  Über Swinemünde  und  Zwischenstopp auf Bornholm kamen wir am 14.7. in Südschweden an. Hinter uns lagen  zu diesem Zeitpunkt 170 sm. Im Hafen Sandhamn machten wir Bekanntschaft mit der Gastfreundschaft der schwedischen Bevölkerung.

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Auf deutsch und englisch verständigten wir uns und bekamen viele Hinweise für unsere geplante Reise. Dass deutsche Segler auch gern übertreiben, bewies ein
Greifswalder Sportsfreund, der am Abend an unserer SY festmachte. „Mit meiner Hanse 30 bin ich sehr zufrieden und bei Windstärke 2 segelte ich heute 7 Knoten.“, verkündete er uns freudestrahlend. Das war natürlich für uns Anlass, ihn herauszufordern. Für den nächsten Tag hatten wir das gleiche Ziel – Kalmar. Dort sollte unsere interne Regatta beendet werden. Leider gab der Segelkamerad bei Windstärken um 2 auf und zog mit dem Motor auf dem Kalmarsund an uns vorbei. Nach einem Einkaufsbummel in Kalmar setzten wir unsere Tour fort und nutzten den guten Wind bis zum Sonnenuntergang.

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Sandvik auf Öland mit der markanten Windmühle im Ortskern wurde unser nächtlicher  Hafen. 80 sm waren ein langer Ritt an diesem Tag.

Der nächste Morgen begann wie alle Tage zuvor, früh raus, den guten Wind nutzen. Wir stellten an den vergangenen Tagen fest, gute Segelbedingungen nach Sonnenaufgang,  aber gegen 10 Uhr macht der Wind oft Mittagspause. Motor und Autopilot halfen uns 2  Stunden, unserem Ziel immer näher zu kommen. Am 16.7. tauchten wir dann endlich in die Schärenwelt ein. Diesen Anblick kann man kaum beschreiben. Es ist wie auf einer Autobahn – Tausende scheinen das gleiche Ziel zu haben. Segel soweit man schaut und Schären, deren Anzahl man nicht zählen kann. Segelnd durch das gut betonnte Fahrwasser erreichten wir am Nachmittag den Hafen Flatvarp.

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Von den 40m hohen Felsen im Hafenbereich hatten wir dann einen zauberhaften Blick auf die Schärenwelt und genossen den Sonnenuntergang.

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Der 6. Tag unseres Törns begann mit Nebel und endlich mit einem ausgedehnten, nicht so zeitigen Frühstück an Bord. Am Vormittag konnten 
wir unsere Reise mit einem Führer fortführen. Ein Segelkamerad aus Hamburg hatte das gleiche Ziel, also folgten wir ihm natürlich unauffällig.

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Auf den Touren gab es wieder Wettkämpfe mit anderen Yachten, die ebenfalls wie wir regattatechnische Manöver fuhren. Ein kurzer Gruß nach Beendigung der Wettfahrt zeigte uns, dass die gegnerische Crew auch Spaß auf ihrer Fahrt hatte.

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Auch der nächste Tag brachte einige Aufregungen. Wenn man mit seiner Yacht testet, ob eine Brücke (Durchfahrtshöhe 15 m) ausreicht, um mit einer Masthöhe von 14,80 m durchzufahren, ist das schon reines Nervenkitzeln. Wir konnten es kaum glauben, auch diese Hürde haben wir gemeistert und kamen unserem Ziel immer näher. Mit Aufenthalt in Öxelösund und der Besichtigung der Orte Södertälje und Mariefred mit seinem berühmten Schlosses Gripsholm auf den Mälaren hatten wir unseren nördlichsten Punkt 59 ° 19 ‚  erreicht und standen am 8. Tag vor den Toren der schwedischen Hauptstadt.

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450 sm lagen zu diesem Zeitpunkt  hinter uns, davon nur 5 Motorstunden.  Der Wind war ganz auf unserer Seite.

Wendepunkt erreicht!  Nun konnten wir uns Zeit lassen und das wollten wir auch. In Stockholm gab es viele Sehenswürdigkeiten und Neuigkeiten zu entdecken.

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Bemerkenswert ist, dass die Welt so klein sein kann und bekannte Gesichter auch in der Fremde zu finden sind. Nach 2 Tagen Landgang und die Wege waren immer länger als der bekannte Spruch: „2 Bootlängen entfernt sich der Kapitän höchstens von seinem Schiff.“, ging es dann auf den Rückweg. Dieser führte uns zuerst durch die Schärenwelt südlich von Stockholm. Malerische Ankerbuchten und Liegeplätze direkt an den Schären sicherten uns ruhige Nächte für die nächsten 2 Tage.

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Da der Wind sich nicht beirren ließ und immer noch aus südlicher Richtung blies, blieb uns nur, den Kurs so zu legen, dass er uns ein angenehmes Segeln ermöglichte. Kurz gesagt, wir richteten uns nach dem Wind. Am 22.7. entschieden wir uns für einen Abstecher nach Gotland. Mit 60 ° am Wind dürfte es kein Problem werden, auch wenn Wind um 6 angesagt war. Der einzige, der sich nicht an die Ansagen hielt, war der Wind.

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Nach 11 Stunden hart am Wind und einigen Kreuzschlägen erreichten wir durchnässt und müde den Hafen Visby. Mit Musik wurden wir dort freundlich empfangen. So dachten wir, aber sie galt nicht uns die Musik. Ein Partywochenende startete auf viele Motoryachten. Laute Musik „verschönte“ uns die nächsten 3 Nächte. Die ausgedehnten Landgänge durch die Stadt ließen uns die Störenfriede für eine gewisse Zeit vergessen. Am meisten fesselten uns die gut erhaltene Stadtmauer, die Kirchruinen und die mittelalterlichen Steinhäuser. Visby war der 1. Hauptort der Hanse in der Ostsee. Lange Zeit waren die Hälfte der Bürger deutsche Kaufleute. Nach dem langen Kulturwochenende setzten wir unsere Reise am 25.7. mit Ziel Öland fort. Im Hafen Sandvik gab es am Abend ein schönes Hafenkonzert, das uns zeigte, nicht alle Schweden mögen es laut. An den nächsten Tagen ging es dann über den Kalmarsund und durch die Schärenwelt von Karlskrona in die Hanöbucht mit ihren vielen idyllischen Ankerbuchten.

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Auch nicht bewohnte Schären wiesen gut ausgeschilderte Wanderwege auf.

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Ohne Strom und fliesendes Wasser – was für ein Abenteuer. Nach 3 Tagen geniest man den Luxus einer warmen Dusche um so mehr.
Nach einer stürmischen Überfahrt von Simrishamn nach Rönne war am 30.7. erst einmal Wäschetrocknen angesagt. Die Insel Bornholm hat immer etwas zu bieten und so genossen wir den festen Boden unter den Füßen an den 2 Landtagen.

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Am 1.8. hieß es dann endlich : “ Es geht auf Heimatkurs !“ Über Karlshagen und den Peenestrom erreichten wir am 2.8. endlich unseren Heimathafen. Unsere Bordinstrumente zeigten am Ende 1156 gesegelte Meilen.

Eine Seereise, die sich in vieler Hinsicht für uns lohnte.  Schweden wird immer wieder ein Ziel in den nächsten Segeljahren für uns werden.

Fotos und Text: Kati Roloff

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